Der Zeidler war im Mittelalter bei Hofe und der Kirche hoch angesehen. Er stand gesellschaftlich über dem Bauern, lieferte er doch das einzige Süßungsmittel. Rohr- und Rübenzucker waren noch unbekannt.
Im 14. Jahrhundert entstand in Bayern die erste Imkerorganisation in Form einer Zeidlerzunft. Ihr hohes Ansehen gewann die Zunft vorwiegend als einziger Lieferant für Bienenwachs für die Kerzenherstellung. Lediglich mittelalterliche Klosteranlagen hatten die gleichen Möglichkeiten, weshalb viele von ihnen ebenfalls eigene Bienenstöcke hielten.
Aber auch der einfache Zeidler genoss zahlreiche Privilegien, so durfte er in der freien Natur überall Honig und Bienenwachs sammeln und eine Waffe tragen. Viele Abbildungen aus dieser Zeit zeigen daher den Zeidler mit einer Armbrust. Die Zunftangehörigen genossen zwischen 1350 bis 1779 sogar eine eigene Gerichtsbarkeit durch das sogenannte Zeidlergericht.
Hatte der Zeidler einen Bienenstock gesichtet, schlug meist von der Rückseite des Baumes ein Loch in den Stamm. Hierbei bediente er sich eines speziellen Zeidlerbeiles, das sehr leicht und schlank war, um die Erschütterungen im Baum so gering wie möglich zu halten. Nach der Entnahme der Honigwaben wurde das Loch mit einem Stück Holz und Harz verschlossen. Man schnitt Teile der Waben so aus, dass dem Bienenvolk genug zum Leben und zum Neuaufbau der Waben blieb. Zeidler waren nicht zimperlich, wenn jemand aus einem vom Zeidler gezeichneten Baum den Honig entnahm. Er durfte den Dieb an Ort und Stelle am nächsten Baum aufknüpfen. Im Gegenzug musste er aber auch einem Menschen, der sich im Wald verirrt hatte, Nahrung und Wasser geben.